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ward oder wart? – ihr wart oder ihr ward?

ward oder wart - ihr wart oder ihr ward - er ward - ich ward

ward oder wart?

Ihr wart oder ihr ward? Wie schreibt man die zweite Person Plural des Verbs sein im Indikativ Präteritum: ward oder wart? Die Antwort ist ganz eindeutig, klar und logisch. Die richtige Form ist immer: ihr wart.
Aber warum schreiben dann auch manche Muttersprachler das Verb falsch, nämlich mit d am Ende? Und was hat es mit der Form ward auf sich?

Verunsichert uns das Verb warten und dessen Imperativ warte? Liegt es daran, dass die 2. Person Plural des Verbs sein im Präsens seid ist? Oder ist unser Zweifeln darauf zurückzuführen, dass es die Form ward tatsächlich gibt?

Lest hier, wie die Form des Verbs sein im Präteritum ist und woher die Form ward kommt!

Das Verb sein im Präteritum

Das Verb sein ist unregelmäßig und hat im Präteritum die Endungen der starken Verben: / -st / / -en / -t / -en

kommen (starkes Verb)sein (unregelmäßiges Verb)
ich kamich war
du kamstdu warst
er/sie/es kamer/sie/es war
wir kamenwir waren
ihr kamtihr wart
sie kamensie waren

Im Präteritum gibt es also nur die Form: ihr wart. Alles andere ist falsch und zumindest bei Muttersprachlern ein ziemlich grober Fehler.

Wo wart ihr letzten Samstag?
Wart ihr mit dem Hotel zufrieden?
Wie war euer Leben, als ihr zwanzig wart?
Schön, dass ihr da wart.
Wart ihr euch bei der Frage nach der richtigen Schreibweise auch unsicher?

Die Form ward

Es gibt die Form ward tatsächlich. Oder besser gesagt: Es gab sie. Denn es handelt sich um eine veraltete Form des Verbs werden in der 1. und 3. Person Singular des Präteritums, die heute nicht mehr verwendet wird.

Die Formen ich ward und er/sie/es ward sind veraltetes Deutsch. Viele Muttersprachler kennen vielleicht aus der Literatur den Satz „Er ward nie wieder gesehen“ und daraus resultiert vermutlich die Unsicherheit bezüglich der richtigen Schreibweise.

Beispiele:

Der Funke hatte gezündet. Ernst ging, und ward Freymäurer.

Gotthold Ephraim Lessing: Ernst und Falk, Gespräche für Freymäurer, 1778.

Ich ging, und ward mit der Herzlichkeit empfangen, die mir der Held von…

Friedrich de la Motte Fouqué: Lebensgeschichte des Baron Friedrich de la Motte Fouqué, 1840.

Tetka bat um Verzeihung, und ihr ward verziehen.

Johann Friedrich Ernst Albrecht: Die Töchter Kroks Böheims Fürstinnen, 1792.

Vergesst also die Form ward!

Ihr schreibt:

  • ihr wart (2. Person Plural, Indikativ, Präteritum des Verbs sein)
  • ich wurde (1. Person Singular, Indikativ, Präteritum des Verbs werden)
  • er/sie/es wurde (3. Person Singular, Indikativ, Präteritum des Verbs werden)

Noch Fragen?

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14 Kommentare

  1. Falk sagt

    Die Antwort ist relativ einfach. Ein Nativ-Speaker spricht in der Regel seine Sprache.
    Von „Plural“, „Verbs“, „Indikativ Präteritum“ u.s.w. haben die meisten keine Ahnung. Warum auch, ist ja nicht des deutschen Sprache. Die meisten erlernen die Sprache so, wie sie ihnen vorgesprochen wurde ohne die genauen Regeln dahinter zu kennen.

    • Alex sagt

      Toll! Es geht um die deutsche Sprache und da wird sie mit einem „Nativ-Speaker“ erschlagen. Und die Erschlagene ward nicht mehr gesehen. Och nee, jetzt wurde doch tatsächlich ein Satz mit „Und“ begonnen…..
      Man verzeihe einem ahnungslosen Volksschüler.

  2. Frank sagt

    Ihr habt ja mit allem recht, nur „logisch“ ist es nicht, dass man wart mit t schreibt. Und es gibt außer den von euch gelisteten einen guten weiteren Grund auf die falsche Schreibung mit d zu kommen: das Verb und Hilfsverb „werden“, v.a. für Passiv und Futur gebraucht. Der Wortstamm ist schließlich der gleiche, und hier haben wir das d! Ohne es jetzt im Grimm oder sonstwo nachzuschlagen, könnte man auch eine alte Form „ihr wardet“ vermuten.

    • Sacratti Langnese sagt

      Na ja, mit „werden“ hat „war/t/d“ m. E. nicht wirklich was zu tun, ebensowenig, wie das „angeführte warten“. Wenn ich „irgendwo war“, dann war ich zwangsläufiig dort und habe nicht zwangsläufig auch „gewartet“. Es beschreibt also einen Daseinsstand, den ich durchaus- auch sprachlich- mit „weichem d“ ausdrücken würde. Werden beschreibt eine „künftige Form“, die näherer Definition bedürfte. Ob die Wortstämme identisch- die Gleichen oder gar die Selben- sind, will ich jetzt grad nicht eruieren, wobei zwischenzeitlich wohl die Schreibweise- diegleichen und dieselben- gilt, bin da nicht „mehr“ sicher, weshalb ich bei der getrennten Schweibweise bleibe…ist ja nicht mehr lange hin!

      • deutschlernerblog sagt

        Natürlich hat die alte Form „er ward nicht mehr gesehen“ etwas mit dem Verb „werden“.

  3. Bernd Hanschen sagt

    Seit ihr im Dorf seid, wart ihr noch nicht in der Kneipe. Aber der Wirt wird warten. Ihr seid es wert 🙂

  4. Sacratti Langnese sagt

    Was hat „wart“ mit warten zu tun? Zitat: „Verunsichert uns das Verb warten und dessen Imperativ warte?“
    Tatsächlich ist (für mich) auch „ihr kamt“ eine Merkwürdigkeit……ich komme, ich kam, „ihr kamt“…..beide gleichzeitig?

    Es gibt durchaus bessere Erklärungen für Schreibweisen…bspw. seid und seit, woran zwischenzeitlich wohl auch „Journalisten“ scheitern, wenn man so die „Gazetten“ liest! Das und dass/ß ist ja schon „klassisch schwierig“, besonders bei den „Superdeutschen“ mit Afderjucken und „Masse und Maße“ erklärt sich eigentlich von selbst, aber anscheinend nicht Jedem:r!
    Ich tu mich wirklich schwer mit „ward“ und „wart“, denn wenn ich irgendwo war, musste ich dort nicht selbstredend „warten“. Wart hat demnach für mich einen „Zeit“bezug…wie „seit“….während „ward“ ähnlich wie „seid“ einen eher einen „örtlichen resp. personellen Bezug“ anzeigt… ihr seid A….löcher bspw. (sein, Zustand), aber „seit wann denn das?“(zeitl. Bezug)…..(nicht persönlich gemeint)

    • deutschlernerblog sagt

      Nichts hat „ihr wart“ mit „warten“ zu tun. Das steht ja auch nicht in diesem Artikel.
      Die Fragen werden nur gestellt, weil es schwer nachzuvollziehen ist, warum Muttersprachler diesen Fehler begehen.
      Zum Rest des Kommentars kann und will ich nichts sagen, lasse das einfach mal so stehen.

      • Sacratti Langnese sagt

        Zitat:
        „Verunsichert uns das Verb warten und dessen Imperativ warte? Liegt es daran, dass die 2. Person Plural des Verbs sein im Präsens seid ist“?

  5. Sacratti Langnese sagt

    Aha, hier findet wohl Zensur statt, auch „Moderation“ genannt! Jedenfalls werden „nur“ genehme Antworten veröffentlicht!
    Fakt ist, die Form „ward“ ist nicht wirklich falsch, sie ist nur nach der „willkürlichen Dudendiktion“ falsch, wo es bei der „neuen Rechtschreibung“ einige Merkwürdigkeiten mehr gibt, bspw. die „zusammenhängende Kleinschreibung“ mancher Formulierung wie bspw. das Selbe….dasselbe, hingegen willkürlich „das Gleiche“ 2 Worte und „Gleiche“ als Nomen! Dient wohl mehr oder weniger der Generierung von Absatz neuer Dudenausgaben, etc.

    • deutschlernerblog sagt

      Aha, hier haben wir wohl einen klaren Fall von Ungeduld. Bitte mal nachschauen, wie viele Personen diesen Blog hier am Laufen halten! Genau, eine und das in der Freizeit. Und daher kann es auch mal dauern, bis ein Kommentar freigeschaltet wird oder eine Antwort geschrieben wird. Hier sitzt kein Moderator 24 Stunden am Tag und wartet auf Ihren Kommentar, um diesen umgehend freizuschalten.
      Moderation gleich als Zensur zu bezeichnen zeigt wohl deutlich, aus welcher Ecke Sie kommen.
      Zum Inhalt nur ganz kurz: Die alte Passivform „ward“ hat nichts mit der neuen Rechtschreibung zu tun. Und „das gleiche/Gleiche“ schreibt man entweder klein (Adjektiv) oder groß (substantiviertes Adjektiv).
      Bei Ihrem Ton habe ich aber ehrlich gesagt, keine Lust, über Inhalte zu diskutieren.

      • Sacratti Langnese sagt

        „schreibt man entweder oder…..“, ja, darum ging es mir ja!
        Dass die „alte Form ward“…nichts mit neuer Rechtschreibung zu tun hat, will ich jetzt nicht eruieren müssen. Offenbar gab es „die alte Form“ aber und sie wurde abgeschafft und willkürlich „ersetzt“. Ist nicht wirklich nachvollziehbar, wie so manche „neue Regel“….insbesondere wenn sie auf „entweder oder“ hinausläuft! „Das gleiche“ kann nur klein geschrieben werden, wenn darauf ein Nomen folgt, steht es jedoch einzeln da, bleibt es gross geschrieben! Darum geht es aber nicht, denn er wird zwischenzeitlich „zusammengeschrieben“, wie „dasselbe“. Das nenne ich „Willkür“, die nicht nachvollziehbar ist! Egal…mein „Ton“ stört dich (Dich), dann lass es. Mit Deutschlehrern ist es halt ein wenig strange….erinnert mich fatal an die Schule. Früher „erzkonservativ“, heute offensichtlich aufgesetzt „progressiv“, aber immer „belehrend“, nicht didaktisch….“ist halt so“

      • Gerald Schädlich sagt

        „Ward“ ist im Sinne von „wurde“ gebraucht worden. Bsp. „Er ward fortan nicht mehr gesehen.“ Demgegenüber wird „wart“ in der Regel im Sinne von „gewesen“ gebraucht. Bsp. „Ihr wart nicht zu Hause.“

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