Alle Artikel mit dem Schlagwort: Deutschlerner schreiben

Der kaukasische Kreidekreis – von Jameel Juratly frei nach Bertholt Brecht

Ich stehe in der Mitte des Kreidekreises. Auf der einen Seite steht Syrien, meine leibliche Mutter. Sie hat mir bereits vor dem Krieg, als ich noch ein Kind war, ihr ambivalentes Verhalten gezeigt. Sie hat mich mit viel Liebe und Wärme in ihren Gassen, auf ihren Märkten, in ihren Cafés aufgezogen, aber ich musste oft auf der Hut sein, konnte ihr nicht immer trauen.

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Orte, die ich mag, und Orte, die ich nicht mag – Lesetext A1 von Alice aus Frankreich

Ein Text aus der Reihe Deutschlerner aus aller Welt schreiben von Alice B. aus Châteaulin, Frankreich Ich mag die Inseln, weil es dort idyllisch ist und es viel Natur gibt. Ich höre die Vögel, ich sehe die Bäume. Ich mag mein Haus nicht, ich höre meinen Bruder, ich sehe meinen Bruder und das Fenster. Ich mag es nicht, weil mein Bruder da ist.

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Orte, die ich mag, und Orte, die ich nicht mag – Lesetext A1 von Esther aus Frankreich

Ein Text aus der Reihe Deutschlerner aus aller Welt schreiben von Esther G. aus Châteaulin, Frankreich Auf einer Insel gibt es Palmen und Vögel. Man sieht das Meer und man hört die Kinder spielen. Ich mag die Inseln, weil es idyllisch ist. Auf einer Insel ist es ruhig und leise. Es riecht nach Sand und Salzwasser.

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Alle Blätter gehören zur Wurzel – Was Heimat für mich bedeutet

Ein Text aus der Reihe Deutschlerner aus aller Welt schreiben von Lin aus Taiwan Alle Blätter gehören zur Wurzel Ich wurde am Meer in dem kleinen Dorf Wang-Kung in Taiwan geboren. Als ich sehr klein war, war mein Heimatbegriff sehr eng gefasst, weil ich immer in der Nähe der Familie mit anderen Mädchen oder Jungen spielte. Zu Hause gab es kein Fernsehen und ich machte auch keine Reisen. Das ist normal, wenn der Geburtsort als Heimat gilt.

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Heimat der Erinnerung – Heimat der Träume | von Jameel Juratly

Wie die Schwalben jedes Jahr wieder den Flug in den Süden antreten, den ihre Familienangehörigen und Vorfahren schon seit Generationen auf sich nehmen, so gehen meine Gedanken und meine Sehnsüchte immer wieder dorthin zurück, nach Syrien, genau dahin, wo unser Haus gestanden hat. Wo unsere Kinder gespielt haben, der alte Mann auf seinem Balkon gestanden hat.

Die Reise der Schwalben symbolisiert unsere Hoffnung und die Sehnsucht nach einer baldigen Rückkehr. Die Schwalben wie auch die Menschen suchen nach Wärme und Geborgenheit, spüren die Sehnsucht nach der Heimat und nach all den geliebten Menschen. Zugvögel haben zwei Zuhause, so wie wir auch.

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Briefkästen – Eine Geschichte über Flucht und Exil von Jameel Juratly

Ich möchte keinen Hehl daraus machen, dass die Ziele des syrischen Geheimdienstnetzwerks, die Gesellschaft zu überwachen, auch heute noch denen der Stasi in der DDR entsprechen.

Dadurch entstand innerhalb Syriens überall eine Atmosphäre der Angst und Kontrolle. Angst vor Verhaftungen gehörte zum Alltag. Das Zeichen für die Ankunft der Geheimdienstleute ist das Geräusch von Autotüren, die nachts zugeschlagen werden. Immer war da meine Angst beim lauten Zuknallen einer Autotür, dass der Geheimdienst kommt, um mich zu holen…

Nachdem ich nach Deutschland gekommen war, brauchte ich eine lange Zeit, um das Gefühl der Angst loszuwerden, wenn ich nachts das laute Knallen einer Autotür hörte. Aber hier kam jetzt ein anderes nervenaufreibendes Geräusch in meine Albträume: das Geräusch, wenn der Briefträger am Briefkasten klappert.

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Schrottwichteln – Eine Geschichte über Flucht und Exil von Jameel Juratly

Unsere linken Nachbarn haben uns für Sonntag nach dem Nikolaustag nachmittags zum Schrottwichteln eingeladen.

Sie haben gesagt, das sei eine besondere Art, Geschenke zu verteilen. Man packt etwas in Geschenkpapier ein, was man nicht mehr haben möchte. Nichts neu Gekauftes, etwas Gebrauchtes, was man jetzt loswerden möchte. Sie finden es toll, dass sie etwas loswerden können, was sie selbst nicht mögen, es aber nicht wegwerfen wollen, aber es auf diese Art einfach jemandem schenken können, auch wenn der es wahrscheinlich nicht haben will. Oder vielleicht doch, man weiß ja nie. Man kann es ja anschließend auch wieder weiterverschenken.

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