Ein Text aus der Reihe Deutschlerner aus aller Welt schreiben von Jameel Juratly
Jameel Juratly stammt aus Homs in Syrien. Seit Oktober 2015 lebt er mit seiner Familie in Deutschland. In seinen Geschichten erzählt er von seinen Erlebnissen und Erinnerungen, von Flucht und Exil.
Jameel arbeitet seit einiger Zeit als Koordinator des Migranten-Eltern-Netzwerks Niedersachsen am Standort Oldenburg.
Schmerzhaft ist es, in einem sauberen und schönen Restaurant mit atemberaubender Aussicht zu sitzen und köstliche Gerichte und Speisen zu probieren, die wir in unserem ganzen Leben noch nicht gegessen haben, und uns dann plötzlich zu erinnern, an die Bohnen- und Kichererbsen in Homs oder Damaskus.
Jameel Juratly
Heimat der Erinnerung – Heimat der Träume
Wie die Schwalben jedes Jahr wieder den Flug in den Süden antreten, den ihre Familienangehörigen und Vorfahren schon seit Generationen auf sich nehmen, so gehen meine Gedanken und meine Sehnsüchte immer wieder dorthin zurück, nach Syrien, genau dahin, wo unser Haus gestanden hat. Wo unsere Kinder gespielt haben, der alte Mann auf seinem Balkon gestanden hat.
Die Reise der Schwalben symbolisiert unsere Hoffnung und die Sehnsucht nach einer baldigen Rückkehr. Die Schwalben wie auch die Menschen suchen nach Wärme und Geborgenheit, spüren die Sehnsucht nach der Heimat und nach all den geliebten Menschen. Zugvögel haben zwei Zuhause, so wie wir auch.
Als wir nach Deutschland gekommen sind, haben wir ein Haus gemietet. Dort gab es oben unter dem Dach zwei Schwalbennester. Das Zimmer darunter war mein Zimmer. In den ersten Jahren haben wirklich noch Schwalben darin gebrütet. Aber schon bald nicht mehr, denn in unserem Oldenburg gibt es mittlerweile kaum noch Schwalben. Es gibt viel weniger Insekten, die Schwalben sind hier bedroht, von der leisen, sauberen Zivilisation, nicht vom Krieg.
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