Alle Artikel mit dem Schlagwort: Lesetexte C2

Heimat der Erinnerung – Heimat der Träume | von Jameel Juratly

Wie die Schwalben jedes Jahr wieder den Flug in den Süden antreten, den ihre Familienangehörigen und Vorfahren schon seit Generationen auf sich nehmen, so gehen meine Gedanken und meine Sehnsüchte immer wieder dorthin zurück, nach Syrien, genau dahin, wo unser Haus gestanden hat. Wo unsere Kinder gespielt haben, der alte Mann auf seinem Balkon gestanden hat.

Die Reise der Schwalben symbolisiert unsere Hoffnung und die Sehnsucht nach einer baldigen Rückkehr. Die Schwalben wie auch die Menschen suchen nach Wärme und Geborgenheit, spüren die Sehnsucht nach der Heimat und nach all den geliebten Menschen. Zugvögel haben zwei Zuhause, so wie wir auch.

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Briefkästen – Eine Geschichte über Flucht und Exil von Jameel Juratly

Ich möchte keinen Hehl daraus machen, dass die Ziele des syrischen Geheimdienstnetzwerks, die Gesellschaft zu überwachen, auch heute noch denen der Stasi in der DDR entsprechen.

Dadurch entstand innerhalb Syriens überall eine Atmosphäre der Angst und Kontrolle. Angst vor Verhaftungen gehörte zum Alltag. Das Zeichen für die Ankunft der Geheimdienstleute ist das Geräusch von Autotüren, die nachts zugeschlagen werden. Immer war da meine Angst beim lauten Zuknallen einer Autotür, dass der Geheimdienst kommt, um mich zu holen…

Nachdem ich nach Deutschland gekommen war, brauchte ich eine lange Zeit, um das Gefühl der Angst loszuwerden, wenn ich nachts das laute Knallen einer Autotür hörte. Aber hier kam jetzt ein anderes nervenaufreibendes Geräusch in meine Albträume: das Geräusch, wenn der Briefträger am Briefkasten klappert.

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Schrottwichteln – Eine Geschichte über Flucht und Exil von Jameel Juratly

Unsere linken Nachbarn haben uns für Sonntag nach dem Nikolaustag nachmittags zum Schrottwichteln eingeladen.

Sie haben gesagt, das sei eine besondere Art, Geschenke zu verteilen. Man packt etwas in Geschenkpapier ein, was man nicht mehr haben möchte. Nichts neu Gekauftes, etwas Gebrauchtes, was man jetzt loswerden möchte. Sie finden es toll, dass sie etwas loswerden können, was sie selbst nicht mögen, es aber nicht wegwerfen wollen, aber es auf diese Art einfach jemandem schenken können, auch wenn der es wahrscheinlich nicht haben will. Oder vielleicht doch, man weiß ja nie. Man kann es ja anschließend auch wieder weiterverschenken.

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Ich packe meinen Koffer – Eine Geschichte über Flucht und Exil von Jameel Juratly

Gerade in Deutschland angekommen, erkundete ich jeden Tag unsere Umgebung. Ich ging zum Bäcker um die Ecke, stand vor dem Schaufenster und betrachtete die vielen Brot- und Brötchensorten und ihre langen Namen. Auf dem Rückweg wiederholte ich die Wörter, während ich versuchte, mich nicht zu verlaufen: Se-sam-brötchen… Sesambrötchen… Sesambrötchen. Mohnbrötchen. Dreikornbrötchen. In zwei Wochen lernte ich die Namen der Brötchen, ohne es je zu wagen, eines zu kaufen.

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Die Beziehung zwischen Glaube und religiösen Regeln – Lesetext ab B2

Ein Text von Miriam Turri aus der Reihe Deutschlerner aus aller Welt schreiben Die Beziehung zwischen Glaube und religiösen Regeln Die Chassidim, ich hatte sie so geliebt und nach jeder Information, die ich darüber finden konnte, gesucht, in einer Zeit, in der es Internet noch nicht gab.Ich war fasziniert von dieser Gruppe, die sich fest an Gott hält, die die Gebote Gottes befolgt und sich bemüht, ein reines Leben zu führen. In der Welt der orthodoxen Juden ist der Lebenslauf stark geregelt und vorbestimmt. Genau das, vermute ich heute, zog mich damals an, weil es mir das Gefühl von Stabilität und Gleichgewicht gab.

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Kunstgenuss in Mailand – Die Pinacoteca di Brera

Ein Text von Miriam Turri aus Italien aus der Reihe Deutschlerner aus aller Welt schreiben. Kunstgenuss in Mailand Am 10. Oktober 2020 sind wir nach Mailand gefahren, um dort die Pinacoteca di Brera zu besichtigen. Am Anfang wollen nur ich und die zwei ältesten meiner Kinder dorthin fahren, weil mein Mann und das kleinste Kind nicht an Kunst interessiert sind. Am Vorabend hat mir mein Mann jedoch vorgeschlagen, mit uns zu kommen. So sind wir am nächsten Morgen gegen zehn Uhr alle zusammen nach Mailand gefahren. Das Wetter war zum Glück schön, ganz anders, als die Wettervorhersage es angekündigt hatte. Knapp eineinhalb Stunden nach der Abfahrt kamen wir im Parkhaus Famagosta, das etwas außerhalb der Stadt liegt, an. Von dort nimmt man die U-Bahn, die schnell ins Stadtzentrum führt. In nur zwei Stunden haben wir von unserer Haustür das Eingangstor der Pinakothek erreicht.

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Wie die Deutschen wirklich sind. – Mein Bild von den Deutschen, vorher und nachher.

Einblicke in die Welt der Roboter Ein Text von Mihaela Pavel aus Rumänien, die seit fast zwei Jahren in München lebt. Die Deutschen sind ein kaltes Volk. Sie sind unfreundlich, überaus sachlich wie Roboter. Eine unmenschliche Nation, die nur an die Arbeit und an sich selbst denkt. Solche Meinungen hört fast jeder Ausländer, der sich überlegt, nach Deutschland zu reisen oder zu ziehen. Das ist das Bild, das ich gekannt habe, bevor ich nach Deutschland umzog.

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