Deutsch lernen, Deutschlerner schreiben
Kommentare 12

Wie die Deutschen wirklich sind. – Mein Bild von den Deutschen, vorher und nachher.

Einblicke in die Welt der Roboter

Ein Text von Mihaela Pavel aus Rumänien, die seit fast zwei Jahren in München lebt.

Wie die Deutschen sind - Welt der Roboter

Die Deutschen sind ein kaltes Volk. Sie sind unfreundlich, überaus sachlich wie Roboter. Eine unmenschliche Nation, die nur an die Arbeit und an sich selbst denkt. Solche Meinungen hört fast jeder Ausländer, der sich überlegt, nach Deutschland zu reisen oder zu ziehen. Das ist das Bild, das ich gekannt habe, bevor ich nach Deutschland umzog.

„Na gut“, habe ich mir mit diesem Unmenschlichkeitsbild vor Augen ein paar Tage vor dem Umzug gesagt. „Ich bin bereit ins Roboterland einzutauchen“, denn ich befand mich schon lange im Egoismus-Modus. In meinem Heimatland war ich daran gewöhnt, immer an mich selbst zu denken. Meine Bedürfnisse, meine Interessen kommen zuerst! Wer kein Egoist ist, der ist einfach ein schwacher Mensch! Ehrenamtliche Arbeit? Das ist nur was für Schüler, Studenten und Nonnen! „Time is money“ oder „Zeit ist Geld“ wie die Übersetzung heißt. Zu viel Aufmerksamkeit und Höflichkeiten sind verschwendete Zeit. Versteht mich nicht falsch: ich finde, dass ein bisschen Egoismus nicht schadet. Man lernt, für sich selbst zu kämpfen und an die eigene Zukunft zu denken. So war ich erzogen worden. Ich dachte, dass ich die Menschen und die Gesellschaftsstandards kenne. Das Leben, das ich hautnah in Deutschland entdeckte, hat mich dann aber zum Nachdenken darüber gebracht, ob meine Lebenseinstellungen und mein Weltbild noch stimmen.

Hier in Deutschland habe ich etwas Komisches erlebt. Eines Tages war ich im Bus auf meinem Weg nach Hause. Da war eine Frau mit ihrem Kind, die aussteigen wollte, jedoch vergessen hatte, rechtzeitig auf den Stopp-Knopf zu drücken. Erst sehr kurz vor der Bushaltestelle drückte sie, doch der Busfahrer hielt nicht mehr an. Natürlich war die Frau sauer und wirkte unzufrieden. „Hier kommt der Skandal“, dachte ich. Vieles deutete für mich darauf hin. „Jetzt wird der Fahrer nervös. Er wird die Stimme erheben und mit der Dame streiten.“ Mein Kopfkino war angesprungen. Aber der Fahrer blieb ruhig. Er erklärte höflich, dass sie früher auf „Stopp“ drücken müsse, da er so plötzlich nicht an der Haltestelle bremsen könne. Die Frau sagte nichts. „Wie bitte? Ohne Skandal? Wird sie nichts sagen? Unfassbar!“ Dann ist etwas noch Seltsameres passiert. An der nächsten Haltestelle hielt der Bus an und der Fahrer entschuldigte sich bei der Frau. Außerdem zeigte er ihr netterweise, wo genau sie den Bus nehmen konnte, um zurückzufahren, und er sagte ihr, wann der nächste Bus auf der anderen Seite komme. Dann unterhielt er sich ungefähr eine Minute mit ihr. Am Ende haben beide „danke“ gesagt und sich einen schönen Tag gewünscht. Das war ein Schock für mich. Leute können einfach so nett zueinander sein? Sind sie wirklich Menschen? Wo ist die Roboterwelt, die ich erwartet hatte?

Ich bin immer noch überrascht, wie viele Deutsche sich ehrenamtlich in einem Verein engagieren. Für viele von ihnen ist „Engagement“ das beliebteste Wort. Arbeiten, ohne Geld dafür zu bekommen? Für die Gemeinschaft, für andere Menschen, für soziale Gerechtigkeit? Ist das ein Märchen? Dieses „Engagement“ sah ich aber so oft in kleinen Gesten des Alltagslebens.
Ein Mädchen hat einem älteren Mann, der nicht so gut laufen konnte, einfach so Hilfe angeboten. Ein anderer Mann hat einer Frau geholfen, den Weg zu finden, obwohl er in Eile war. Nach einem kurzen Smalltalk wie zum Beispiel „Wann kommt die Tram an?“, sagen unbekannte Personen zueinander „Tschüss“ und lächeln. Nach meinem ersten Smalltalk über den Regen sagte ich danach nichts und wünschte keinen schönen Tag – „Zeit ist Geld“, nicht wahr? Mein Smalltalk-Partner, eine ältere Dame, machte große Augen. Achtung! Unhöfliche Frau in der Nähe! Ich schämte mich.

Das sind nicht die Deutschen, von denen ich gehört hatte, dass sie kalt und unfreundlich seien. Selbstverständlich gibt es Ausnahmen, wie überall in der Welt, und meine Erfahrungen stimmen vielleicht nicht mit denen anderer überein. Doch die kleinen Gesten, die ich hier bemerkt habe, haben mich beeindruckt. Das ist kein Robotervolk und die Unhöflichkeit ist nicht eine Eigenschaft der Deutschen. Ganz im Gegenteil! Ich war eine unhöfliche Ausländerin, die ganz schnell ihre Lebenswerte umstellen sollte. Bis dahin aber lasse ich mich gern weiter von den Deutschen überraschen. Was wird als Nächstes kommen?

Ein Text von Mihaela Pavel aus der Reihe Deutschlerner aus aller Welt schreiben.

Mihaela Pavel kommt aus Rumänien und lebt seit fast zwei Jahren in München.

Hier lest ihr Mihaelas Text zum Thema Deutschlernen in den Sozialen Medien.

12 Kommentare

  1. Waldemar sagt

    Nach 2 J. in Deutschand schreibt man so einen Artikel? Kann man nicht glauben …

  2. Alba Titze sagt

    Meine Erfahrung als südländische Ausländerin ist, dass Deutsche nicht unhöfflich oder unfreundlich sind, Ihnen fehlt es nur Warmherzigkeit. Das ist nähmlich eine emotionale Fähigkeit für die jeder Migrant den Einheimischen sehr dankbar ist. Oft ist „Das Heis brechen“ und der kontinuirliche Aufbau einer soliden Freundschaft die Aufgabe des Ausländers. Im allgemeinen musste das deutsche Volk niemals auswandern, daher ihr fehlendes Mitgefühl für die Bedürftigkeit des Migrants.

  3. AnnA sagt

    Ich bin auch südländische Ausländerin und finde keineswegs, dass den Deutschen an Warmherzigkeit mangelt. Südländer sind oft oberflächlicher und unfreundlicher als Nordländer

    • Alba Titze Alonso sagt

      Je nach Lebenserfahrung ist die Perspektive zu diesem Thema anders. Ich bin zum Beispiel in Deutschland geboren, deutscher Vater und spanische Mutter. Ich bin in Spanien erzogen worden, nur von meiner Mutter. Dann kam ich nach Deutschland zum Studieren, und obwohl ich einen deutschen Nachname und Reisepass besitze musste ich mir jahrenlang Witze über die Faulheit der Spaniern von deutshen Studenten anhören…also ich wurde niemals als Deutsche anerkannt, obwohl die Hälfte meiner Familie deutsch ist.

      • Abdessamed Benbatta sagt

        Es ist leider so. Einmal gemischt disqualifiziert. Jeder sieht es aus seiner Perspektive. Als Deutsche sowie Ausländer gibt es immer solche und solche und viele wollen nur die nette Seite der deutschen Gesellschaft sehen bzw. erwähnen, da die nur ein Hochstapler Syndrom haben.

      • Sandro Schmidt sagt

        Ja das kenn ich auch nur zu gut. Witze über Italiener und deren Arbeitslosigkeit Und Faulheit. Ansich schon von klein auf eine andere Behandlung wie meine deutschen genossen erfahren.

    • Wührer sagt

      „nä(h) mlich“ ? –
      Mitteleuropäer reden grundsätzlich nicht so viel um eine Sahe herum. Das gilt sowohl für das Privat als auch im Arbeitsleben. Unser gesamtes Leben ist zielorientierter abgestellt. Das macht den Unterschied.

  4. Sandro Schmidt sagt

    Bin Hälfte deutsch, Hälfte italiener. Bin hier in Deutschland aufgewachsen, bin aber nie wirklich als deutscher anerkannt worden.

    Meine Mama hatte mehr Einfluss auf meine Erziehung und das merke ich heute auch beim Umgang mit deutschen.

    Deutsche sind korrekt, manchmal sind sie so korrekt das das praktisch garnicht möglich ist. Mich strängt die deutsche Sachlichkeit durch aus an, deswegen verbringe ich mittlerweile fast nur noch meine Zeit mit Migranten Kinder.

    Nach meinem Eindruck sind auch wir deutsche ein sehr indirektes Volk, deutsche müssen stundenlang über ein Thema einen Punkt beschreiben, warum dies und das jetzt sein muss.bei Ausländern reichen 5 Worte.

    Ja man kann die deutsche Erziehung durch aus als Hochstapler Syndrom bezeichnen. Sehr überheblich.

  5. NTG sagt

    Erstens kann es nicht sein, dass man innerhalb von 2 Jahren so gut Deutsch sprechen kann, um zusätzlich so einen Artikel zu schreiben.
    Zweitens ja, Deutsche sind höflich, aber nur weil sie „höflich sein müssen“ und nicht weil sie „tatsächlich höflich sind“! Sobald sie mit etwas nicht einverstanden sind, ist das ganze Lächeln und die Höflichkeit weg und man sieht ein hartes und kaltes Gesicht!
    Drittens ja, Deutschland ist ein Roboterland! Ich habe in Deutschland 15 Jahre gelebt, bin dort geboren und aufgewachsen. Solange man dort lebt, ahnt man den alltäglichen Stress und die eiskalte Mentalität der Menschen nicht. Sobald man aber ins Ausland auszieht, ist es nach 1 Paar Jahren unmöglich wieder in Deutschland zu leben. Ich war unglücklich in Deutschland und habe es 15 lange Jahre nicht mal gewusst!
    Das einzig positive in Deutschland ist das Sozialsystem. Und das existiert so wie es ist, nicht weil Deutschland ein reiches Land ist, aber weil Deutsche ein sehr egoistisches Volk sind und jeder nur an sich selbst denkt! Ohne dieses Sozialsystem, würde jeder jeden auffressen, weil Menschlichkeit und Unterstützung leider nicht, oder nur in Ausnahmen existiert.
    Ausländern und Migranten sind in Deutschland nur deswegen willkommen, weil die Geschichte dieses Land dem heutigen Deutschland nicht erlaubt, Ausländer rauszuschmeissen und sein wares Gesicht zu zeigen, was die Realität entspricht!
    Schaut euch mal um… warum sind Deutschen in Europa so unbeliebt? Die Antwort dieser Frage, werden die Deutschen nie verstehen oder akzeptieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert