Warum, wieso oder weshalb?
Wer? Wie? Was? Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm.
So lautet es schon im Vorspann der Sesamstraße. Aber gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen den Wörtern wieso, weshalb, warum?
Bedeutung
Von der Bedeutung her gibt es keine großen Unterschiede zwischen den drei Wörtern. Die feinen Unterschiede, die es gibt, wird man nur mit einem ausgeprägten Sprachgefühl feststellen können und sind für Deutschlernende bis ins C-Niveau nicht wirklich relevant.
Wir verwenden alle Wörter in Fragen und Relativsätzen.
Fragen
Alle drei Fragewörter haben die Bedeutung aus welchem Grund. Mit allen drei Wörtern fragen wir also nach dem Grund für etwas.
- Warum hast du das getan?
- Wieso hast du das getan?
- Weshalb hast du das getan?
- Ich frage mich, warum er das getan hat.
- Ich frage mich, wieso er das getan hat.
- Ich frage mich, weshalb er das getan hat.
- Er fragte sie, warum sie das getan habe.
- Er fragte sie, wieso sie das getan habe.
- Er fragte sie, weshalb sie das getan habe.
Anmerkung
Wenn man mit seiner Frage nach der Ursache für eine Handlung gleichzeitig Erstaunen über die erfolgte Handlung ausdrücken will, verwendet man häufiger wieso. Dieses Erstaunen drückt man aber gleichzeitig auch durch eine etwas andere Betonung und Sprachmelodie aus. Daher ist auch bei einem erstaunten Fragen nach der Ursache warum möglich.
Relativsätze
Außerdem können wir alle drei Wörter auch in einem Relativsatz verwenden. Die Bedeutung ist ebenfalls aus welchem Grund.
- Niemand wusste den Grund, warum er das getan hat.
- Niemand wusste den Grund, wieso er das getan hat.
- Niemand wusste den Grund, weshalb er das getan hat.
Häufigkeit des Gebrauchs
Wenn es kaum einen semantischen Unterschied gibt, verwenden wir dann das eine Wort vielleicht häufiger als das andere?
Im Deutschunterricht
In fast allen Lehrwerken für Deutsch taucht nur das Wort warum auf. Das Wort wieso gehört aus irgendeinem Grund zu den großen Vergessenen des Deutschunterrichts. Wieso das so ist? Keine Ahnung! Denn wer mit deutschen Muttersprachlern spricht, stellt schnell fest, dass wieso mindestens so oft gebraucht wird wie warum.
Häufigkeit im Sprachgebrauch
Im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet man für Fragen meist warum und wieso und viel seltener weshalb.
In Relativsätzen verwendet man nur selten wieso. Meistens bilden wir Relativsätze mit weshalb, weswegen und warum.
Noch Fragen?
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Ich würde sagen, “wieso” verwendet man, wenn man staunt, wenn man was anderes vermutet oder erwartet hätte, während “warum” eher neutral ist, bloß nach dem Grund fragt. Weshalb ist eher leicht veraltet, einfach selten benutzt, etwas gehobenere Sprache. Oder?
Es kann gut sein, dass man, wenn man erstaunt ist, eher wieso verwendet. Ich finde es aber wirklich schwierig, einen Unterschied zwischen warum und wieso zu finden. Ich erinnere mich an einen Schüleraustausch. Die spanischen Schüler fragten mich nach ein paar Tagen in Deutschland, warum die deutschen Austauschpartner immer wieso sagen. Sie waren echt erstaunt, dass die meisten mit wieso statt warum fragten. Hätten sie damals im Unterricht nicht nur warum, sondern auch wieso gelernt, hätten sie wahrscheinlich ganz erstaunt gefragt: “Wieso sagen die Deutschen so oft wieso und selten warum?
Liebe Grüße
Andi
Ich habe eine Frage…
Es geht um die Beispiele “er fragte sie, warum sie das getan habe”,”er fragte sie, wieso sie das getan habe” und “Er fragte sie, weshalb sie das getan habe”. Warum haben Sie da ‘habe’ statt ‘hat’ oder ‘haben’ geschrieben?
Ich will klar wissen, ob es ein fehler ist oder eine neue Verwendung, die ich noch lernen muss.
Danke im Voraus!
Hallo,
es ist gut, zu fragen.
Es handelt sich hier um den Konjunktiv I, den man in der indirekten Rede verwendet.
Direkte Rede => indirekte Rede
Er fragt ihn/sie: “Warum hast du das getan?” => Er fragte ihn/sie, warum er/sie das getan habe. (Konjunktiv I)
In der indirekten Rede verwendet man den Konjuktiv I.
Er sagt: “Ich bin zufrieden”. => Er sagt/sagte, er sei zufrieden. / Er sagt/sagte, dass er zufrieden sei.
Oft wird in der indirekten Rede aber auch der Indikativ verwendet, wenn die indirekte Rede durch eine Konjunktion eingeleitet wird:
Er fragte ihn/sie, warum er/sie das getan hat/habe.
Er sagt/sagte, dass er zufrieden ist/sei.
Viele Grüße
Andi
Sprachgefühl – es gibt mir durchaus unterschiedliche Bedeutungen für “warum, wieso, weshalb” ein! Solche verschiedenen, sich ähnelnden Begriffe, die in dem Roman “1984” geschilderten Regime abgeschafft werden, um differenziertes Denken zu erschweren, haben m.E. durchaus ihren Sinn:
“Warum” fragt nach dem Hintergrund, den Ursachen (eines Handelns):
Was hat dazu geführt, dass du dich so entschieden hast?
“Wieso” bringt eher Erstaunen darüber oder sogar einen unterschwelligen Vorwurf zum Ausdruck.
Hättest du dich nicht anders entscheiden können/sollen?
“Weshalb” fragt eher nach dem Behufe (dem Zweck 🙂
Was erwartest du von der Entscheidung, was bezweckst du mit ihr?
Fragt der Vorgesetzte den Angestellten eines Fonds, warum er eine bestimmte Aktie gekauft habe:
“Weil sie sehr günstig zu erwerben und ihr Kurs zu niedrig, war”,
fragt er wieso,
“weil Ihr Vorschlag nicht mehr aktuell war, Chef”,
fragt er weshalb,
“weil Kursteigerungen aufgrund der neuen Firmennachrichten zu erwarten sind.”
Wiederholung: “Warum” fragt nach einer Begründung, “wieso” beinhaltet (leichte) Zweifel oder Überraschung, “weshalb” fragt nach dem Zweck – jeweils alles “tendenziell” und nach meinem Sprachempfinden. Ich kann mich auch irren :- )
Danke für die ausführliche und gute Erklärung.
Es ist richtig, dass es diese Unterschiede geben kann. Diese jemandem zu vermitteln, der Deutsch lernt, ist in meinen Augen aber so gut wie unmöglich. Das liegt auch daran, dass es diese Unterschiede geben kann, aber eben nicht immer. Ich denke, dass solche Feinheiten nur unbewusst übernommen werden können, wenn sich das Sprachgefühl über Jahre entwickeln kann.
Wie gesagt, ich denke, es kann diese Unterschiede geben, es gibt sie aber nicht immer.
Die Frage “Wieso kommst du nicht?” kann genau wie “Warum kommst du nicht?” einfach nur eine Frage nach der Ursache sein.
In der Frage “Warum hast du das getan?” kann man genauso wie in der Frage “Wieso hast du das getan?” auch Erstaunen ausdrücken.
Nochmals vielen Dank für die Anmerkungen. Ich finde sie wirklich zutreffend und habe den Aspekt des “Erstaunens” in den Artikel aufgenommen.
Viele Grüße
Andi
Toll, wie Sie das herausgearbeitet haben.
Das ist genau die Antwort nach der ich gesucht habe. Danke, das ist sehr plausibel erklärt und entspricht exakt meinem Empfinden.
LG
Corinna
Interessant!
Hier noch ein anderer Ansatz:
“Warum” fragt nach der Ursache/dem Grund/ dem Motiv: “Warum hast du das getan?”
“Wieso” fragt nach dem Hergang: “Wieso hast du das nicht anders getan?”
“Weshalb” fragt nach dem Nutzen (ähnlich wie “Für was?”): “Weshalb soll ich das tun?”
Jedenfalls spannend, das zu durchdenken… Danke!
Ein weiterer Ansatz wäre, auf das korrelierende Antwortwort zu schauen:
Wieso ist das so? – (gibt es nicht)
Warum ist das so? – Darum.
Weshalb ist das so? – Deshalb.
Weswegen ist das so? – Deswegen ist das so.
Ich habe die extra so arrangiert, dass man vom oben nach unten eine immer ausführlichere Antwort erwartet.
Bei wieso erwarte ich eigentlich keine oder eine knappe Antwort.
Bei warum reicht mir eine knappe Antwort.
Bei weshalb will ich schon eine Grund wissen.
Und bei weswegen soll mir mein gegenüber bitte ausführlich den Grund nennen.
Wieso? Is so! 😉
Ansonsten zum Thema. Warum verwendet man auch oft, wenn etwas schlimmes passiert ist. Nach einem Unglück sieht man dann oft Zettel an der Unglücksstelle mit “Warum?”. Zudem scheint man in der Schriftsprache mehr warum und weniger wieso zu nutzen. Mündlich hört man dann wieder mehr wieso, vielleicht weil man das “o” dann so schön lang sprechen kann.
Weshalb hört man kaum, weshalb das so ist? 😉 Vielleicht weil das Wort länger ist.
Mein Gott ! Die Amerikaner sagen nur WHY mit 3 Buchstaben für wieso, weshalb, warum, weswegen in Deutsch. Ja, warum einfach, wenn es komplizierter geht, nicht wahr ???
Kann Vitra nur zustimmen! Wenn so viel mehr Menschen, die englisch sprechen, mit einem einzigen Fragewort auskommen, WARUM dann nicht auch die Deutschen ???
Werner
Ja, wirklich, schrecklich, diese Deutschen!
P.S.: Es gibt auch Sprachen mit nur ca. 500 Wörtern. Man möge die ziilisatorischen Leistungen dieser Kulturen zur Kenntnis nehmen.
Ziemlicher Blödsinn, mit Verlaub: Reichtum und Nuancierung sind Pluspunkte, keine Komplikation. Auf Italienisch gibt’s auch mehrere (perché, perché mai, come mai, per quale ragione/motivo) und das ist doch gut so. Übrigens macht es auch Englisch (bestimmt keine Idealsprache) “kompliziert” in vielen Bereichen…
Den Unterschied zwischen warum und weshalb/weswegen kann man daran erkennen, dass es zu unterschiedlichen Antworten fuehren kann/muss:
– Warum gibt es Menschen? mögliche Antwort: Natur, Evolution, Fortpflanzung,…
– Weshalb gibt es Menschen? keine Antwort oder nur philosophische, religiöse Erklärungsversuche