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Deutscher, Deutsche oder Deutschen? Substantivierte Adjektive

Deutscher Deutsche oder Deutschen - substantivierte Adjektive

Substantivierte Adjektive und Partizipien (Deklination)

Deutscher, Deutsche oder Deutschen?
Bekannter, Bekannte oder Bekannten?
Jugendlicher, Jugendliche oder Jugendlichen?
Erwachsener, Erwachsene oder Erwachsenen?
Angestellter, Angestellte oder Angestellten?
Studierende, Studierender oder Studierenden?

Ein Deutscher und eine Deutsche unterhalten sich, der Deutsche spricht also mit der Deutschen. Genauso spricht ein Bekannter mit einer Bekannten oder ein Erwachsener/eine Erwachsene mit einem/einer Jugendlichen. Wenn es bei einem Unfall einen Verletzten oder eine Verletzte gibt, so muss man dem oder der Verletzten helfen. Ist die Person aber schwerer verletzt, so muss der oder die Verletzte so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht werden.

Was deklinieren wir hier: Substantive? Adjektive? Partizipien?

Substantivieren wir Adjektive oder Partizipien, so müssen wir diese Substantive wie Adjektive deklinieren.

der deutsche Mann => der Deutsche
die deutsche Frau => die Deutsche
ein deutscher Mann => ein Deutscher
eine deutsche Frau => eine Deutsche

Substantivierung: So machen wir aus Adjektiven und Partizipien Substantive.

Das geht eigentlich ganz leicht. Wir schreiben das Wort dann am Anfang groß und deklinieren es. Die Endung der Substantive ist dann immer wie die Endung der Adjektive, wenn diese Adjektive vor einem Substantiv (z.B. Mann oder Frau) stehen.

Deklination von substantivierten Adjektiven und Partizipien

Wenn wir von Personen sprechen, sind diese entweder männlich (maskulin) oder weiblich (feminin). Vor dem substantivierten Adjektiv oder Partizip steht im Singular ein bestimmter oder unbestimmter Artikel. Im Plural stehen diese Adjektive entweder mit bestimmtem Artikel oder ohne Artikel.

Beispiele für die Deklination von substantivierten Adjektiven und Partizipien

Nominativ Singular

mask.fem.mask.fem.
der Deutschedie Deutscheein Deutschereine Deutsche
der Bekanntedie Bekannteein Bekanntereine Bekannte
der Jugendlichedie Jugendlicheein Jugendlichereine Jugendliche
der Erwachsenedie Erwachseneein Erwachsenereine Erwachsene
der Angestelltedie Angestellteein Angestelltereine Angestellte

Genitiv Singular

mask.fem.mask.fem.
des Deutschender Deutscheneines Deutscheneiner Deutschen
des Bekanntender Bekannteneines Bekannteneiner Bekannten
des Jugendlichender Jugendlicheneines Jugendlicheneiner Jugendlichen
des Erwachsenender Erwachseneneines Erwachseneneiner Erwachsenen
des Angestelltender Angestellteneines Angestellteneiner Angestellten

Dativ Singular

mask.fem.mask.fem.
dem Deutschender Deutscheneinem Deutscheneiner Deutschen
dem Bekanntender Bekannteneinem Bekannteneiner Bekannten
dem Jugendlichender Jugendlicheneinem Jugendlicheneiner Jugendlichen
dem Erwachsenender Erwachseneneinem Erwachseneneiner Erwachsenen
dem Angestelltender Angestellteneinem Angestellteneiner Angestellten

Akkusativ Singular

mask.fem.mask.fem.
den Deutschendie Deutscheeinen Deutscheneine Deutsche
den Bekanntendie Bekannteeinen Bekannteneine Bekannte
den Jugendlichendie Jugendlicheeinen Jugendlicheneine Jugendliche
den Erwachsenendie Erwachseneeinen Erwachseneneine Erwachsene
den Angestelltendie Angestellteeinen Angestellteneine Angestellte

Nominativ Plural

die DeutschenDeutschealle/keine Deutschenviele Deutsche
die BekanntenBekanntealle/keine Bekanntenviele Bekannte
die JugendlichenJugendlichealle/keine Jugendlichenviele Jugendliche
die ErwachsenenErwachsenealle/keine Erwachsenenviele Erwachsene
die AngestelltenAngestelltealle/keine Angestelltenviele Angestellte
die StudierendenStudierendealle/keine Studierendeviele Studierende

Genitiv Plural

der DeutschenDeutscheraller/keiner Deutschenvieler Deutscher
der BekanntenBekannteraller/keiner Bekanntenvieler Bekannter
der JugendlichenJugendlicheraller/keiner Jugendlichenvieler Jugendlicher
der ErwachsenenErwachseneraller/keiner Erwachsenenvieler Erwachsener
der AngestelltenAngestellteraller/keiner Angestelltenvieler Angestellter
der StudierendenStudierenderaller/keiner Studierendenvieler Studierender

Dativ Plural

den DeutschenDeutschenallen/keinen Deutschenvielen Deutschen
den BekanntenBekanntenallen/keinen Bekanntenvielen Bekannten
den JugendlichenJugendlichenallen/keinen Jugendlichenvielen Jugendlichen
den ErwachsenenErwachsenenallen/keinen Erwachsenenvielen Erwachsenen
den AngestelltenAngestelltenallen/keinen Angestelltenvielen Angestellten
den StudierendenStudierendenallen/keinen Studierendenvielen Studierenden

Akkusativ Plural

die DeutschenDeutschealle/keine Deutschenviele Deutsche
die BekanntenBekanntealle/keine Bekanntenviele Bekannte
die JugendlichenJugendlichealle/keine Jugendlichenviele Jugendliche
die ErwachsenenErwachsenealle/keine Erwachsenenviele Erwachsene
die AngestelltenAngestelltealle/keine Angestelltenviele Angestellte
die StudierendenStudierendealle/keine Studierendenviele Studierende

Anmerkung
Mit der Deklination substantivierter Adjektive und Partizipien nach Wörtern wie „alle“ und „viele“ haben übrigens auch viele Deutsche so ihre Schwierigkeiten. Auch wir Deutsche oder wir Deutschen fragen uns manchmal, was richtig und was falsch ist. Und wie so oft in der Grammatik gibt es in einigen Fällen gar kein Richtig oder Falsch:

Auf „alle“ folgt im Plural meist die schwache Form (Nominativ und Akkusativ Plural: alle Deutschen). Die starken Endungen (Nominativ und Akkusativ Plural: alle Deutsche) sind nicht falsch, sie gelten jedoch als veraltet.

Nach „viel“ steht im Genitiv Plural fast immer die starke Form (Genitiv: vieler Deutscher), man findet jedoch manchmal auch die schwache Form (Genitiv: vieler Deutschen).

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9 Kommentare

  1. sena sümeyye baklali sagt

    Ich habe eine Frage:

    Warum ist es alle/keine Deutschen?

    Keine ist unbestimmt und alle ist (meistens) bestimmt. Ich würde sie als
    „alle Deutschen und keine Deutsche“ schreiben.
    Auch bei der Studierende würde ich “ alle Studierenden / keine Studierende“ schreiben.

    Das habe ich nicht verstanden

    • deutschlernerblog sagt

      Hier kommt die Antwort auf deine Frage:
      Adjektive werden im Plural mit Negativartikel (keine) und Possessivartikel (meine, deine, …) dekliniert wie Adjektive, die mit dem bestimmten Artikel stehen:

      die neuen Freunde / meine neuen Freunde / keine neuen Freunde
      ebenso: alle neuen Freunde

      Der Negativartikel „keine“ ist übrigens nicht unbestimmt. Das hat dich wahrscheinlich verwirrt.

      Viele Grüße
      Andi

      Ich

  2. Beatrix Rouette sagt

    Das letzte Wort des Abschnitts, „steht“, muss „stehen“ heißen:

    Substantivierung: So machen wir aus Adjektiven und Partizipien Substantive.

    Das geht eigentlich ganz leicht. Wir schreiben das Wort dann am Anfang groß und deklinieren es. Die Endung der Substantive ist dann immer wie die Endung der Adjektive, wenn diese Adjektive vor einem Substantiv (z.B. Mann oder Frau) steht.

    Bitte keine Antwort und keine sonstigen Nachrichten senden! Danke!

  3. Alexander Kryuchkov sagt

    Wie ist es mit den Russen? Man schreibt doch im Plural „Russen“ und nicht „Russe“ auch ohne den bestimmten Artikel, oder? Wahrscheinlich gilt das Wort „der Russe“ im Plural als schwach deklinierbares Substantiv?

    • deutschlernerblog sagt

      Hallo Alexander,

      es gibt einen wichtigen Unterschied: Bei der Deutsche/ein Deutscher/die Deutschen/Deutsche usw. handelt es sich um ein substantiviertes Adjektiv (deutsch), das auch wie ein Adjektiv dekliniert wird.
      Bei der Russe/die Russen/Russen oder auch der Däne/die Dänen/Dänen handelt es sich nicht um ein Adjektiv, das substantiviert wurde, sondern um ein Nomen, dessen Plural immer auf -n endet. Die Adjektive sind russisch/dänisch.

      Viele Grüße
      Andi

  4. Wladimir sagt

    Dagegen ist im Russischen die Selbstbezeichnung „russkij/русский“ ebenfalls ein substantiviertes Adjektiv wie „ein Deutscher“ im Deutschen. Kennt jemand einen ähnlichen Gebrauch von ethnischen/nationalen Selbstbezeichnungen in anderen Sprachen? Mir ist dieses Phänomen nur im Deutschen und Russischen bekannt.

    • deutschlernerblog sagt

      Das ist eine interessante Frage. Danke.
      Wir sind gespannt auf Antworten.

  5. Hans Dylan sagt

    Ich bin mir dessen ziemich sicher.
    In den romanischen Sprachen ist es durchweg so. „François/e“ oder „Italiano/a“ stammen von Adjektiven. Allein die Tatsache, dass sie schon verschiedene Genus-Endungen haben, verweist auf den adjektivischen Charakter dieser Nationalitätenbezeichnungen.
    Bei den Türken ist es auch so. „Türk“ ist deadjektivisch. Übrigens fällt mir ein, auch die Bayern nennen sich „Boarische“. „-isch“ ist schon mal definitiv eine Adjektivendung, und glücklicherweise ist Bairisch Deutsch, sodass die Bezeichnung dekliniert wird: „a Boarischer“, „a Boarische“, „de Borischen/Boarische“. „English“ und „American“ sind ebenfalls deadjektivisch.
    Es ist also vielmehr davon auszugehen, dass es der Normalfall ist, sich nationalitätenhalber mit einem Adjektiv zu bezeichnen. Und dass es – wieder mal, wer hätte das gedacht – eigentlich wir Deutschen/Deutsch-Muttersprachler:innen (ich bin aus Ö.) sind, die „odd“ und anders sind. Und irgendwie überheblich, wenn wir dies „Adjektiviertheit“ nur für uns allein beanspruchen, den anderen aber ihre -e und -er-Endungen zuschanzen. (Wir sind also nicht nur die Affektierten, sondern auch die Adjektivierten. Man halte sich da mal vor Augen.

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