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Die ägyptische Revolution – von Osama aus Assuan in Ägypten

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Die ägyptische Revolution

Wie ich die Zeit zwischen dem 25. Januar und dem 11. Februar 2011 erlebte.

„Eine Revolution in Ägypten! Das ist etwas sehr Merkwürdiges. Eher revolutioniert die Sphinx als die Ägypter!“ Das war die ägyptische und die internationale Vorstellung von einer möglichen Revolution in Ägypten.

Aber es geschah doch. Am 25. Januar 2011 fing in Ägypten ein neues Leben an. Ich war an diesem Tag nicht bei den Demonstranten, weil ich in einem Zug saß und niemand mir gesagt hatte, dass es eine Revolution in Ägypten gab.
„Was? Wie?“ Als ich zu Hause angekommen war, sah ich alles im Fernsehen. Viele wurden ermordet und noch mehr verletzt. In der Nacht stand ich mit meiner Familie auf dem Balkon und plötzlich sahen wir die Revolutionäre auf der Straße und die Polizisten, die mit Tränengas schossen. Tränengasgranaten fielen auf unser Dach und wir fingen alle an zu weinen.

Dann musste ich noch einmal wegfahren, aber es fuhren keine Züge mehr. Ich fuhr deshalb mit dem Bus von Assuan nach Hurghada, wo immer viele deutsche Touristen sind, um dort zu arbeiten. Auf der Strecke trafen wir auf keine Verkehrspolizei. Der Weg war frei. Es gab nur Chaos.
In Hurghada und im Hotel war alles ruhig. Dort verbrachte ich drei Tage. Alle Touristen fragten nach der Lage im ganzen Land und ich antwortete ihnen: „Schlecht, und es läuft nicht gut, aber hier in Hurghada wird nichts geschehen.“

Am zweiten Tag begannen die Touristen, das Hotel zu verlassen. Und alle Banken wurden geschlossen.

Am dritten Tag kam niemand, um etwas zu kaufen und ich musste nach Assuan zurückkehren. Viele hatten, wie ich, ihre Arbeit verlassen. Und noch einmal musste ich so weit fahren, noch einmal mit dem Bus.
Aber etwas war anders als auf der Hinfahrt: Viele Jugendliche, Kinder und Erwachsene trugen Waffen und hielten uns an, um uns nach unseren Ausweisen zu fragen. Als wir sie fragten, warum sie das machten, antworteten sie, dass hier zwei Menschen von der Polizei getötet worden sind, viele Gefangene aus dem Gefängnis ausgebrochen seien und sie deshalb sich und ihre Häuser schützen müssten.

In Assuan, meiner Heimatstadt, passierte nicht viel, es demonstrierten nur kleine Gruppen, die abends wieder nach Hause gingen. Ich blieb fünf Tage dort, sah jeden Tag die Nachrichten, in denen sie sagten, dass Mubarak eine Ansprache halten wollte. Die Leute erwarteten von ihm, dass er sein Amt niederlegen würde, aber das tat er nicht. Er hielt an seinem Posten fest und die Menschen waren sehr zornig.
Meine Freunde und ich dachten daraufhin, dass wir eine Demonstration machen sollten, und wir fanden, was wir suchten: eine Demonstration. Wir riefen, dass wir Mubarak nicht wollten und er Ägypten verlassen sollte. Es war keine Polizei mehr da und am Abend mussten alle wieder nach Hause gehen. Wir machten ab, uns am nächsten Morgen wieder auf dem Platz zu treffen und bis zum Rücktritt Mubaraks dort zu bleiben. Alle gingen auf die Straße.

Am 11. Februar trat Mubarak zurück. Mubarak ist nicht mehr da, er ist nicht mehr unser Präsident und wir werden ihn nie mehr wiedersehen!
Ich bin Ägypter und ich bin stolz darauf. Jetzt kann ich sagen, dass ich meine Zukunft positiv sehe. Viele haben von der Revolution erzählt und das ist meine Erzählung.

Viele Grüße an die Märtyrer. Am Ende danke ich der Jugend dieser Revolution, die unserem Leben Hoffnung geschenkt hat.

DLS_Osama_ÄgyptenOsama lebt in Assuan in Oberägypten und arbeitet in Hurghada am Roten Meer. Er hat die Ereignisse seit dem 25. Januar in Hurghada und in seiner Heimatstadt miterlebt.

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