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Kunstturntrainerin und Sportlehrerin in Argentinien und Deutschland

Kunstturntrainerin - Kunstturnen - Turnen - Siegerehrung

Ein Text aus der Reihe Deutschlerner aus aller Welt schreiben | von Ayelén Maisley aus Argentinien

Meine Erfahrungen als Kunstturntrainerin und Sportlehrerin in Argentinien und Deutschland

Ich bin Ayelén aus Argentinien und arbeite als Turntrainerin und Sportlehrerin. Ich werde zuerst über meine berufliche Erfahrung sprechen. Ich arbeite seit 2012 als Sportlehrerin an einer Schule, aber wo ich am meisten und liebsten arbeite, ist in meinen Vereinen.

Einer der Vereine heißt Club Náutico Hacoaj (CNH), bei dem ich selbst 15 Jahre lang geturnt habe. 2008 habe ich begonnen, dort zu arbeiten und derzeit betreue ich 12 Turnerinnen zwischen 11 und 19 Jahren. Sie trainieren fünfmal pro Woche jeweils vier Stunden. Obwohl sie nicht in der Nationalmannschaft Argentiniens sind, nehmen sie an nationalen und internationalen Wettkämpfen teil.

Der andere Verein heißt Círculo Gimnástico Norte (CGN). Dort bin ich seit 2013 Kunstturntrainerin. In diesem Verein helfe ich beim Training der Nationalmannschaft Argentiniens. Mit diesen Turnerinnen habe ich u.a. an der Südamerikameisterschaft der Junioren und an der Junioren-Weltmeisterschaft teilgenommen. Im Oktober dieses Jahres hat eine unsere Turnerinnen, Martina Dominici, bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart einen Startplatz für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio errungen. Jedes Jahr bietet der Klub ein Seminar für Kunstturntrainer an, in dem wir zeigen, wie wir arbeiten. Dieses Jahr hatten wir über 300 Teilnehmer aus Argentinien, Chile, Uruguay, Paraguay und Belgien.

Seit 2009 bin ich Kampfrichterin in Argentinien. Ich habe eine Prüfung bei der Confederación Argentina de Gimnasia (CAG), dem Argentinischen Turnverband, bestanden. Diese Prüfung muss ich alle 4 Jahre wiederholen. Ich habe als Kampfrichterin schon an vielen regionalen und nationalen Wettkämpfen teilgenommen. Doch mein Traum ist, internationale Kampfrichterin zu werden.

Außerdem unterrichte ich in der Trainerausbildung am Instituto Superior del Deporte (ISDE) das Kunstturnen-Reglement. Diese Trainerausbildung wird vom Staat kostenlos angeboten und dauert 2 Jahre. Es ist ein theoretisches Seminar, in dem die Studenten mehr über die Wertungsvorschriften des Internationalen Turnverbands (FIG) lernen können.
Übrigens habe ich selbst ein Reglement-Quiz erstellt, das ihr hier machen könnt:

QUIZ | Wie gut kennst du diese Turnregeln?

Was ich am meisten an meinem Beruf liebe, ist, dass ich die Möglichkeit habe, viele Länder und Leute kennenzulernen. So konnte ich 2014 fünf Monate in Leipzig wohnen und dort den Intensivkurs ITK (Internationaler Trainerkurs) an der Universität Leipzig machen. Das war eine wunderbare Erfahrung für mich, in deren Verlauf ich viel über das Turnen und die deutsche Kultur gelernt habe. Ich habe an der Universität mit mehr als 54 anderen Trainern aus verschiedenen Ländern der Welt gelernt. In den Kursen ging es um vier Sportarten, unterrichtet wurde auf vier Sprachen: Tischtennis auf Arabisch, Basketball auf Französisch, Schwimmen auf Englisch, und Kunstturnen, mein Kurs, auf Spanisch.

Kunstturntrainerin - Kunstturnen - Turnen - Siegerehrung
Teilnehmer am ITK der Uni Leipzig | Foto: Ayelén Maisley

Heutzutage bin ich Mitglied des Vereins ITK Alumni in Argentinien. Wir halten Sportseminare in unserem Land, in denen wir über unsere Erfahrung in Deutschland erzählen. Dabei beschäftigt sich jeder mit seiner eigenen Sportart. Wir stehen in ständigem Kontakt zur Deutschen Botschaft und zur Uni Leipzig. Es ist sehr nützlich für mich, Deutsch zu können, da ich mit Leuten auf Deutsch sprechen kann und das für meine berufliche Erfahrung hilfreich ist.

In Bezug auf die Sprache muss ich zugeben, dass sie mir anfangs nicht gefallen hat. Aber ich wusste, dass ich sie in Deutschland zum Kommunizieren benutzen würde. Als ich zum ersten Mal nach Deutschland reiste, sprach ich nur ein paar Wörter Deutsch, da ich vorher nur vier Monate Deutsch gelernt hatte. In meiner Gruppe waren wir alle aus Lateinamerika und ich war die einzige, die ein bisschen Deutsch verstehen konnte. Als ich dort war, habe ich gemerkt, dass ich die Chance nutzen sollte, mehr Deutsch zu üben. Immer wenn ich konnte, sprach ich auf Deutsch. Deswegen habe ich viel in den alltäglichen Situationen gelernt und eine neue Motivation gefunden. Da es, anders als ich anfangs gedacht hatte, nicht unmöglich war, diese Sprache zu erlernen, habe ich beschlossen, in Argentinien weiter Deutsch zu lernen. Seitdem lerne ich jede Woche bei meiner Deutschlehrerin Grammatik und Kultur und wir unterhalten uns über alltägliche Dinge. Mit der Zeit habe ich auch gelernt, die Sprache zu lieben.
Und jetzt schreibe ich sogar Texte auf Deutsch, was ich nie erwartet hätte.


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