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Nicht das Ende der Welt – von Ali Mansour aus Kairo, Ägypten

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Das ist nicht das Ende der Welt

Jedem von uns begegnen viele Probleme. Hauptsache, man flieht nicht vor ihnen, sondern versucht, sie zu bewältigen. Je älter man wird, desto genauer sieht man, dass die Probleme, die man früher hatte, nichts sind im Vergleich zu denen, mit denen man gerade beschäftigt ist. Und das geht immer so weiter. Man darf aber nie die Hoffnung aufgeben und muss versuchen, die Probleme wirklich zu lösen.

Mein Vater war meistens gegen viele meiner Entscheidungen. Er dachte, ich liege total falsch oder ich mache mein eigenes Leben kaputt. Sogar meine Familie dachte, ich wäre ein Versager. Weil sie sahen, dass ich nicht so viel lernte. Aber sie wussten nicht, dass schon eine Stunde für mich reichte, um ganze Bücher durchzulesen, um sie im Kopf zu behalten. Auch meine Freunde waren total erstaunt, weil ich mir gar keine Mühe geben musste. Aber auf der anderen Seite bekam ich sehr gute Noten. Sie wussten nicht, wie ich das schaffte.
Mein Leben war sehr ordentlich, was niemand, der mich kennt, nachvollziehen kann. Ja, aber ich war echt so. Ich glaube, ich war der einzige unter meinen Kameraden, der einen Studienplan machte, um zu wissen, was ich wann lernen sollte. Ich habe wirklich alles vorausgeplant. Ich habe auch Spaß beim Lernen gehabt. Zum Beispiel habe ich mehrmals laute Musik gehört. Und niemand konnte es fassen, dass ich bei so einer lauten Musik lernen konnte. Ich war echt immer komisch. Das war meine Geschichte im Abitur. Da habe ich die Note 1 bekommen und konnte mich an jeder Universität einschreiben.

Jetzt kommt meine Geschichte an der Uni!
Es war mein erster Tag, ich war sehr gespannt, was auf mich zukommen würde. Ich hatte entschieden, mich in der Deutschabteilung anzumelden. Das war mein Traum. Von Deutschland war ich sehr begeistert. Mein Lieblingsfußballverein war Bayern München.
In meiner ersten Vorlesung kam eine Professorin in den Vorlesungssaal. Sie hatte gesehen, wie ich vorher ein paar Wörter lernte. Sie sagte vom ersten Augenblick an, der Ali sei der Allerbeste der Klasse. Aber ich wusste wegen ihrer Lehrmethode, dass ich sie enttäuschen würde. Ich war nicht dieser Typ, der eine deutsche Vorlesung auf Arabisch besucht. Auch nicht der, der großen Wert auf die Materialien und akademischen Noten legt. Ich wollte halt, dass ich im falschen Film sitze. Ich wollte nur die deutsche Sprache sehr gut beherrschen, mehr nicht. Ich wollte keine Auszeichnung bekommen oder der allerbeste der Klasse werden.
Ich habe mehrere Projekte an der Uni versucht, wie Online-Gespräche mit Deutschen über Internet-Programme, aber meine Kollegen hatten keine Zeit für so einen „Quatsch“.
Dann habe ich mir gedacht, ich konzentriere mich einfach auf meine Zukunft und darauf, was ich schaffen muss oder möchte.
Nach Beendigung meines Studiums war ich bei Vodafone Deutschland, Standort Kairo, beschäftigt. Ich war dort Kundenberater für die Prepaid-Simkarten.
Anschließend nahm ich ein Angebot der DAAD Außenstelle Kairo als Online- Media-Koordinator an und bin seitdem dort beruflich tätig. Während meiner Arbeit bin ich auf Dienstreise nach Bonn geflogen, um eine Schulung für ein Programm zu erhalten. Ich bin auch Präsentator bei einem deutschen Radio hier in Ägypten.

Heute kann ich den anderen, die niemals an mich geglaubt haben, zeigen, dass auch ich haben kann, was sie haben, oder sogar mehr.

Ende der WeltAli Mansour ist 23 Jahre alt und lebt in Kairo, der Hauptstadt Ägyptens. Dort hat er an der Universität Germanistik studiert.

Texte von Ali Mansour aus Ägypten
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1 Kommentare

  1. Döring sagt

    Hallo Ali,
    Ich finde, dass du einen sehr wichtigen Artikel geschrieben hast. Ja, man darf niemals aufgeben, wenn man etwas erreichen möchte. Vielen Dank für deinen Artikel!

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